Glasherstellung
Die Herstellung großer, mittels Metalloxiden ganz durchgefärbter Glasplatten erwies sich als Herausforderung. Das Wissen um alte Glasrezepturen aus Zeiten der gotischen Kathedralbauten, wie Notre Dame in Chartres, mit ihren großen, farbigen Fenstern ist weitgehend verschollen oder wird in wenigen Glashütten streng gehütet. So galt es herauszufinden, welche Qualität ein Rohstoff haben muss, der dem gegebenen therapeutischen Anspruch entspricht, und wie sich die verschiedenen beteiligten Substanzen bei den Schmelz-, Guss- und Abkühlungsprozessen verhalten.
Dieser Aufgabe widmete sich der Bildhauer Lucien Turci. Zunächst wurde mit der Hilfe des Glasbläsers Florian Harling eine Werkstatt eingerichtet; ein Schmelzofen, ein fahrbarer Gusstisch und die dazu gehörigen Geräte wurden gebaut. Dann ging es an die Erforschung der Rezepturen: Lucien Turci beschäftigte sich intensiv mit den zur Glasherstellung benötigten Substanzen: Quarz, Kalk, Soda und Pottasche als Hauptsubstanzen, die mit Metalloxiden, z.B. aus Eisen oder Kupfer, in bestimmtem Verhältnis und unter genau definierten Bedingungen zusammengebracht wurden. Im Zuge der Schmelzung befasste er sich mit der immer wieder variierten Ofentemperatur und Luftzufuhr, sowie mit den Abkühlungsprozessen nach dem Gießen. Dabei überprüfte er jeden Arbeitsschritt mehrfach, um ihn dann eventuell modifiziert zu wiederholen.
Die Mischung der Grundsubstanzen muss bei der Glasherstellung besonders sorgfältig erfolgen, da die Farbgebung der Gläser hierauf beruht. Jeder Farbton erfordert eine andere Mischung. Hat der Schmelzofen die Temperatur von zirka 1350 Grad Celsius erreicht, wird der Schmelztopf mit der vorbereiteten Rohstoffmischung gefüllt und in den Ofen eingebracht. Nach mehreren Stunden sind die Substanzen vollständig geschmolzen. Während der anschließenden Reifungszeit wird das flüssige Glas immer wieder umgerührt und dadurch homogener, reiner. Nach 24 bis 48 Stunden im Schmelzofen erfolgt der Glasguss. Hierzu sind zwei Personen erforderlich: Eine holt den glühend heißen Tontopf aus dem Ofen und gießt das flüssige Glasgemisch auf den Gusstisch. Die zweite Person fährt den Gusstisch gleichzeitig ruhig und gleichmäßig unter dem umgekippten Tontopf entlang, damit sich die Flüssigkeit blasenfrei und gleichmäßig darauf verteilen kann. Der Gießvorgang muss sehr schnell erfolgen, da das flüssige Glasgemisch bereits nach zwei bis drei Minuten erstarrt. Direkt nach dem Guss wird die dann bereits feste Glasplatte in den Abkühlungsofen geschoben. Dort bleibt sie im Durchschnitt zwei Tage. Erst im erkalteten Zustand ist die durch das Oxid entstandene Farbe sichtbar.
Das beschriebene Vorgehen ermöglicht es Lucien Turci, Glasplatten in der Größe von 110x65x1,8 cm zu schaffen: Eisenglasplatten in herben Farbtönen von Blau, Blaugrün, Olivgrün, Mattgelb bis Braun; Kupferglasplatten in türkisfarbenen, blauen und roten Farbtönen und Goldglasplatten in lichthaften Farbtönen von zartem Pfirsichblüt über Purpur, Rot bis Lila und Blau. Auch mit Silber, Schwefel und den Eisenverwandten Kobalt, Nickel und Mangan durchfärbte Glasplatten sind beeindruckende Ergebnisse.